Deutscher Hochschulverband über PISA-Studie zutiefst besorgt

Präsident Lambert Koch warnt vor langfristiger Abwärtsspirale


Das Präsidium des Deutschen Hochschulverbands (DHV) hat sich auf seiner heutigen Zusammenkunft alarmiert über die jüngsten Ergebnisse der PISA-Studie gezeigt und warnt vor langfristigen Folgen für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland.

Nach der gerade veröffentlichten Studie erreichen die Leistungen bei 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen einen neuen Tiefstand und fallen sogar hinter den desolaten Ergebnissen des Jahres 2001 zurück. Andere Leistungserhebungen bestätigten tendenziell die niederschmetternden Resultate. Daher gäbe es bei aller zum Teil berechtigter Skepsis im Einzelnen an der Kernaussage der PISA-Studie nichts zu beschönigen. Verantwortung für die sich auftürmenden Versäumnisse trage eine verfehlte Schulpolitik der Kultusministerinnen und Kultusminister, die es verpasst hätten, die Weichen für eine bessere Schulbildung zu stellen. Da sich zeitgleich deutschlandweit die Studienanfängerzahlen in den MINT-Fächern weiter besorgniserregend bergab bewegten, so DHV-Präsident Professor Dr. Dr. h. c. Lambert T. Koch, drohe  sich eine schon in Gang gekommene Abwärtsspirale weiter zu beschleunigen.

Immer mehr junge Menschen seien durch die Schulbildung schon längst nicht mehr ausreichend für ein Studium der Natur- und Ingenieurwissenschaften vorbereitet. Universitäten müssten zunehmend als Reparaturbetrieb herhalten und unter erheblichen Anstrengungen die Studierenden in Brückenkursen nachqualifizieren. Das gesunkene Schulniveau erleichtere diese schwierige Aufgabe nicht, erschwere die Einhaltung der Regelstudienzeit zusätzlich und sei angesichts wachsender Defizite mit größten Schwierigkeiten verbunden.  Hinzu komme, dass sich der kontinuierliche Rückgang der Studienanfängerinnen und Studienanfänger im MINT-Bereich auch auf den Lehramtsnachwuchs in den betreffenden Fächern negativ auswirke. Der Lehrermangel sei an vielen Stellen schon jetzt eklatant. Auch wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen, falle zusehends schwer. Ein durch diese Entwicklungen sich abzeichnender Mangel an Spitzenkräften in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gefährde die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in dramatischer Weise - schon jetzt, vor allem aber auch langfristig. Dies sei gerade angesichts der epochalen Herausforderungen im Zuge der Nachhaltigkeitstransformation oder des Einzugs von Künstlicher Intelligenz in nahezu alle Bereiche des Alltags höchst problematisch, so Koch: „Deutschland als Hochlohnland ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, Schrittmacher im Wettlauf um spitzentechnologische Zukunftslösungen zu sein.“ Genau diese Position im Reigen führender Industrieländer stehe auf dem Spiel.

Um den anhaltenden Abwärtstrend zu stoppen, bedürfe es endlich einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund und Ländern mit massiven Investitionen in den Bildungsbereich. Die Zukunftschancen nachkommender Generationen dürften nicht aus dem Blick geraten. Nachholbedarf sieht der DHV entlang der gesamten Bildungskette. Vor allem müssten ohne ideologische Scheuklappen Förderprogramme für sozial benachteiligte Kinder aufgelegt und die sprachliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Vorschul- und Schulalter konzertiert angegangen werden – sonst würden weitere Bildungsanstrengungen verpuffen.

 

- Der Deutsche Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit rund 33.500 Mitgliedern -